Montag, 3. März 2008

231. Lauchert-Bericht

Nachdem die Fahrtenleitung der Lauchert-Fahrt zu mir übergegangen war hatte ich allerhand Anmeldungen zu verbuchen und „hing mich“ noch ein wenig „rein“ indem ich auswärtige Gäste einlud. Zwischenzeitlich wurde eingeplant, die Gruppe zu teilen, damit wir nicht als Großrudel über das Flüsschen pflügten und den Vereinsanhänger zu bemühen um noch mehr angewandten Umweltschutz zu betreiben – beides wurde jedoch wieder verworfen. Wir paddelten im (mittelgroßen) Pulk um die Tierwelt nur einmal aufzuscheuchen und fuhren mit massig viel PKWs um auf halber Strecke ein/zwei Rückholautos deponieren zu können (da das Wetter anfangs durchaus zweifelhaft war und Sorge um quengelnde Kinder bestand).
Am Bootshaus gings einigermaßen pünktlich kurz nach Neun los und in Veringendorf an der Einsatzstelle trafen dann alle 20 nach Zehn zusammen. Das Autoumsetzen ging flott und reibungslos weil alle FahrerINNEN in Christians Kleinbus zurück zur Einsatzstelle fahren konnten und schon gegen kurz nach Elf waren wir auf dem – an dieser Stelle – richtig flott fließenden Flüsschen.
Erste Anfangsschwierigkeiten noch nicht aufeinander eingespielter Bootsbesatzungen wurden allmählich überwunden und die Reise ging bergab vorbei an deutlich erkennbar vom Biber gestutztem Baumbestand.
Die Lauchert mäandert in vielen Schleifen durch das Tal und es sind allerhand Manöver fällig, um um Baumhindernisse herumzukommen und scharfe Kehren des Flusses würdig (also ohne ins Ufergestrüpp getrieben zu werden) zu bewältigen. Manni, der deutlich erfahrener ist als ich, hatte ich den Kapitänsplatz im Heck der 'Kotztüte' aufgedrängt und ich konnte im Bug Paddeln üben (Übergreifen, Ziehschläge – lauter effektive Maßnahmen Richtungswechsel des Bootes einzuleiten). Wir harmonierten von Anfang an und ich betrachte Mannis Vorschlag, doch mal zusammen Wildwasser zu paddeln, geradezu als persönliche Auszeichnung. Die Kotztüte bewährte sich auch auf diesem Kleinfluss obwohl sie ja eigentlich für größere Gewässer und schnelleres Reisen gedacht ist.
Pause machten wir an der üblichen Stelle zwischen Bahndamm und Fluss, wo wir am wenigsten Vegetation und Tierleben belasteten. Wir funktionierten zwei platt getretene Maulwürfhügel zur Feuerbasis um und ich versuchte auf dem einen, den Hobo-Ofen in Gang zu bringen damit wir frischen Kaffee bekamen. Auf dem anderen sollte ein Gillfeuer entstehen, was aber nicht über das Stadium des Hölzchenaufschichten hinaus kam. Mit meinen Kaffee-Kochversuchen bot ich gänzlich unbeabsichtigt eine unterhaltsame spannungsgeladene Show: Es wurden viele Vorschläge gemacht woran es nun liegen könnte, dass das Feueringangbringen so lang dauert und die Idee, dass Rolfs grob gemahlener Kaffee die Ursache für das Scheitern der Kochversuche war, gefiel mir noch am besten. Ganz zum Schluss verhalf uns trockeneres Holz vom Fichtenwaldsaum hinter dem Bahndamm zu einem wirkungsvollen Feuerchen. Rolfs Kaffee mundete (trotz des Kaffeesatz’ am Boden der Tasse...). Zu meinem Bedauern war zu diesem Zeitpunkt Bettinas Kuchen schon aufgegessen und Jojos selbst gebackenen Falafel waren mir vor lauter Glutanblasen auch entgangen...
Weiter ging es anschließend durch ein ökologisches Projekt, dessen umweltschützende Zentralkomponente offenbar darin besteht den Fluss mit Hilfe möglichst vieler gefällter Bäume unbefahrbar zu machen. Wir wurden dadurch immer wieder aufgehalten und mussten einige Male umtragen, was der Ufervegetation auch nicht gerade zugute kommt. Andere Male konnten wir über im Wasser aufgestautes Holz polternd hinweg rutschen wobei ich mir eine Fehleinschätzung zuschulden kommen ließ: Dort wo einzelne gut drüber kommen, kommen andere möglicherweise schlecht oder nicht drüber. Nachdem die Boote vor uns und unseres ein Hindernis gut bewältigt hatten paddelten wir ruhig bis zum nächsten Kehrwasser weiter und mussten dann von unten miterleben, wie andere beinahe vor dem Hindernis quer getrieben wurden und fast kenterten. Bettina (im neuen Kajak Jungfernfahrt zelebrierend) rettete die Situation (Vielen Dank!). Jeder neigt sich instinktiv vom Hindernis weg, wenn er quer darauf zutreibt – das Gegenteil ist nötig sonst greift das fließende Wasser an die Bordwand und steigt ins Boot. Eigentlich auch etwas, was man mal kontrolliert über sollte... An nachfolgenden „übergleitbaren“ Hindernissen postierten wir jeweils einen oder zwei HelferINNEN, die die Boote in einem kleinen Balanceakt mit über die Holzstämme zogen.
Weiter gings ins Bittelschießer-Täle, das mit einer gewaltigen Höhle, einer Kapelle und einem kleinen Wehr mit Floßgasse ausgestattet ist. Wir besichtigten gründlich die Floßgasse vom darüber liegenden Felsvorsprung aus und schätzten die darin liegenden, aus dem Wasser ragenden Holzstämme trotz der flotten Strömung als umsteuerbar ein – andere waren etwas vorsichtiger. Deshalb landeten sie oberhalb ihre Kanus an, liefen mit Wurfsäcken bewaffnet nach unten und wir sausten anschließend die gewundene Floßgasse runter um gleich darauf auszusteigen und zu den angelandeten Booten zu laufen und diese ebenfalls flott nach unten zu befördern. Ein Heidenspaß!
Gleich darauf kam dann die Aussatzstelle, an der sich noch ein kleines Wehr befindet, dessen Befahrung wir uns nicht entgehen ließen.
War ich auf dem Hinweg noch mit drei Booten auf dem Autodach unterwegs gewesen, waren es auf der Rückfahrt nun vier weil wir Christians über fünf Meter langes Kajak dazu luden (ein Jammer, dass ich das nicht mehr fotografiert habe!). Die vielen Verzurrriemen machten während der Fahrt einen Höllenlärm und ich musste die Antenne unterwegs zweimal justieren damit sie weder laut und kratzig an einem Boot rubbelte noch am Dachträger klapperte, was beides unerträgliche Geräusche im Innenraum des Autos verursachte.
Schließlich kamen wir schon im Dunkeln in Tübingen an, verstauten die Boote im Bootshaus und zerstreuten uns in alle Richtungen. Gut, dass wir diesmal richtig früh in die Gänge gekommen waren, sonst hätte es womöglich schon auf dem Wasser gedämmert.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es für mich eine lehrreiche und gelungen Ausfahrt war – ich muss als „Fahrtenleiter“ noch das eine oder andere hinzulernen, mich aber auch damit abfinden, dass man nie alles im Griff haben kann. Als Tandem-Partner gibt es auch allerhand hinzuzulernen – diesmal konnte ich mancherlei üben und komme mir dabei ganz erfolgreich vor. Dadurch dass ich bevorzugt links paddele, die meisten Rechtshänder aber rechts, ergänze ich mich mit vielen PaddelpartnerINNEN. Ich freue mich schon auf die bevorstehenden Wildwasserfahrten. Schließlich haben wir ja zwei potente Tandem-Wildwasserboote im Bootshaus. Eines davon, den Dagger-Zweier, wollen Micha und ich nächstens mit Sitzblöcken ausrüsten. Inzwischen habe ich – mit Blick auf Rainers Homes-Outfitting – auch eine Idee, wie wir das ohne übermäßigen Aufwand hinkriegen können.

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