Montag, 5. Mai 2008

272. Wildwasserkurs Tag 3+4

Tag 3 - Samstag


Am diesem Tag lieh mir Werner, der heute aussetzte (jetzt waren's nur noch zehn), sein gekehltes Lettman C-Paddel, das ebenfalls gut in der Hand liegt und obendrein bezahlbar ist. Armin entschied sich für eine erneute Befahrung des Bärenlochs. Diesmal die kürzere Strecke von Oberauerkiel nach Teisnach. Es war Samstag und jede Menge Leihbootfahrer, Schlauchboot- und Kajakpiloten (die wenigsten mit Sicherheitsausrüstung) waren unterwegs. Es scheint lediglich eine Frage der Zeit zu sein, wann es erneut zu Unfällen kommt und wann der Fluss dann für Paddler gesperrt wird.

Meine in den Vortagen erworbene Sicherheit wurde durch eine gewisse körperliche Ermattung ausgeglichen, so dass sich mein ambitionierter Altherrenstil nicht wesentlich besserte aber das erneute Fahren des gleichen Flussabschnitts bei etwas niedrigerem Wasserstand erwies sich doch als recht lehrreich.

Armin deutete Anerkennung für das eine oder andere Manöver an, hob aber hervor, dass mein vortreffliches Boot so manches für mich täte, was ich selbst noch nicht zustande bekam. Dafür bin ich dem Boot zutiefst dankbar. Falk gab mir einige hilfreiche Tipps zum besseren Beschleunigen aus dem Kehrwasser heraus (mit dem Paddel Wasser unter den Bug schieben, durchziehen und eine kurze knackige Stütze gegen den Süllrand gekantet) und Elke warnte mich vor zu viel Gespritze, denn damit outen sich die Paddelschläge als ineffizient. Insgesamt muss ich künftig viel ruhiger und kontrollierter paddeln und im richtigen Moment rasant werden ohne die Kontrolle zu verlieren - ein Wechselspiel zwischen Altherrenstil und jugendlich rasantem Wildwassern. Ich übe noch...

Diesmal treidelten die meisten bei der Umtragestelle an der Papierfabrik im Kanal - ich trug mein Boot über Kopf weil es so angenehm leicht ist.


Abends nach dem Essen (und mit Feuer im Zeltofen) saßen wir noch einige Zeit im Freien und unterhielten uns über die Canadierszene, die ja eine kleine aber vielschichtige ist. Wie so oft verabschiedete ich mich recht früh, da mein Schlafsack im geheizten Zelt laut nach mir rief. Die tagelange Paddelei kann doch für einen nur mäßig trainierten Schreibtischsitzer recht ermüdend sein.


Tag 4 - Sonntag

Am anderen Morgen wählte ich das etwas klobige Metzler-Vereinspaddel, das ich mir als Ersatzpaddel mitgenommen hatte und wir paddelten das fehlende Stück zwischen Teisnach und Gumpenried. Bernd und Marion verzichteten diesmal - da waren's nur noch neun. Anfang mussten wir uns ein wenig neben dem Kanal durchs flache steindurchsetzte Wasser quälen (überhaupt die Steine - die sollten im Wildwasser glatt verboten werden, war die einhellige Meinung). Da der Abschnitt kurz ist wurde jede Spielstelle ausgiebig beackert und eine kleine Surfwelle hielt uns locker eine halbe Stunde auf.

Diesmal kam ich gut zurecht, schonte aber meine Kräfte, da mir noch eine lange Autofahrt bevorstand. Deshalb machte ich mich an der Aussatzstelle auch zügig aus dem Staub um schon mal Zelt und Ofen abzubauen - als die anderen kamen stand gerade noch das nackte Zelt. Als das schließlich auch abgebaut war ging die Verabschiedungsrunde los. Mit Armin verabredete ich noch, dass ich - wenn Geld und Zeit reichen - an einem der kommenden WW-Kurse in ähnlicher Besetzung wieder teilnehmen werde. Seine Bereitschaft dazu betrachte ich klammheimlich als kleine Auszeichnung. Anschließend machte ich mich ermattet aber zufrieden auf den langen Heimweg.
Hier die Pegelwerte der dreieinhalb Kurstage:Fazit:

Kurs: die Kurskultur von Armin hat mir nach anfänglichem leichtem Befremden letztlich gut behagt - die Situation mit neun bis 13 Paddlern auf dem Wasser zu sein und nach einleitendem Sicherheitstraining quasi "gecoachte" Touren zu fahren, bei denen man sich Ratschläge einfordern kann oder einfach im Rahmen des Tourenkonzepts herumprobiert bzw. an Armins Übungen teilnimmt (Seilfähre hin und zurück, Abweiser richtig anfahren,...) finde ich ideal. In keiner Situation (vielleicht mit Ausnahme dieses furchteinflößenden Gumpenrieder Schwalls, den ich nun zum Abschluss mit erheblich weniger Zaudern abpaddeln würde) habe ich mich "unbehütet" gefühlt. Meine künftigen Trainingseinheiten im Paddelklub muss ich möglichst analog organisieren, damit die gewonnene Sicherheit nicht verloren geht.

Kenntnisse: Hinzugewonnen habe ich doch allerhand Kenntnisse und Fertigkeiten, die vorher allenfalls theoretisch da waren. Das Vermögen einfach quer zur Strömung zu treiben und die Wellen abzureiten, die konsequente Ansteuerung von Kehrwassern im 90°-Winkel und das Erkennen von Abweisern aus der Distanz wird mir weiterhin eine Hilfe beim Trainieren sein. Üben muss ich Kehrwassereinfahrten auf der rechten Seite ("Übergreifen"/Ziehschlag/Post). Mit Sicherheit wird sich wieder die eine oder andere Unart einschleichen aber beim nächsten Kurs wird es Armin sicher gelingen sie mir auf seine etwas stoische hintergründig witzige Weise wieder auszutreiben. Auf dem Wasser während des Kurses ist seine Autorität eben über jeden Zweifel erhaben. Umso mehr muss er an Abend nach dem Kurstag dann auch einstecken.

Ausrüstung: Ich war also an diesen vier Tagen mit vier verschiedenen Paddeln (zwei unterschiedlich gekehlt und zwei gerade) unterwegs gewesen und habe den Unterschied kaum wahrgenommen - entweder weil er nicht so groß ist oder aufgrund meiner eingeschränkten Sensibilität. Gleichwohl ist mir die Mangelhaftigkeit meiner Ausrüstung doch bewusst geworden. Ich brauche eine vernünftige Schwimmweste mit Bergesystem (und durchgehenden Riemen), einen deutlich besseren Helm, in den keine Zweige eindringen können und ich sollte mir noch ein zweites Wildwasserpaddel zulegen (das ist aber nachrangig, wenn ich das kaputt gegangene befriedigend repariert kriege und dann kann es gerne das bezahlbare von Lettmann sein). Dann wäre da noch die Sache mit dem Trockenanzug - auch fürs Wintertraining auf heimatlichem Flachwasser. Das ist im billigsten Fall eine 239,- Euro-Anschaffung; mit zusätzlichem ("Relieve"-) Reißverschluss und Füßlingen daran dann doch eher 300,-. Da muss ich wohl noch sparen und etappenweise vorgehen.

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