Sonntag, 11. Mai 2008

275. Fox-encounters

Was bei den Kandiern die Bären sind, die sich daran gewöhnt haben, dass an Camp-sites Lebensmittelbehältnisse geplündert und ab und an ein Tourist verletzt oder verzehrt werden kann, müssen in unseren Breiten - das habe ich heute Nacht erfahren - wohl die Füchse sein.

Aber von Anfang an: Wir wollten gerne drei Tage Mini-Pfingsturlaub auf der teuren Schweizer Seite des Bodensee verbringen (während die versammelte Nachbarschaft, der Freundeskreis und Bekannte sich nach Südfrankreich, Griechenland und andere Billig-Urlaubsländer davonmachte). Schon bei der telefonischen Anmeldung bei unserem bewähren Campingplatz "Ruderbaum" in Altnau sagten sie mir an der Rezeption, dass gegenwärtig ein Fuchs sein Unwesen auf dem Platz triebe. Ich antwortete, wir hätten ja unseren Hund dabei und ein solides Zelt und so düsten wir am Samstagmorgen gen Süden, bauten unser Zelt zwischen einer brasilianischen Folkloregruppe und deutschnationalen Heinofans auf, die sich gegenseitig mit ihren Kofferradios zu übertönen versuchten und verbrachten - schon um dieser Geräuschkulisse zu entgehen - einen entspannten Tag am und auf dem Wasser.

Abends um zehn stellten die Radiostreitkräfte das Kreuzfeuer ein, ich sicherte das Boot da am andern Tag (heute) eine Fahrt nach Bregenz und die Besteigung des Pfänders bevorstand und wir schliefen - da es dunkel war und die Müdigkeit uns übermannte - alsbald ein.
Um Ein Uhr weckte mich irgendetwas, ich öffnete meine Augen, sah nichts aber spürte einen stechenden Schmerz an der Schläfe, fuchtelte - mich des Fuchs' erinnernd - mit dem Arm um mich (der plötzlich auch weh tat) und stieß unflätige Flüche aus.


Der Fuchs war längst weg als ich die Gaslampe anbekommen hatte, der Hund schaute schlaftrunkend um sich und das Blut tropfte aus Schläfe und Arm. Den Rest der Nacht verbrachte ich überwiegend wach und grübelte darüber, ob der Fuchs wohl wiederkommen könnte und was wäre, wenn er ein/zwei Zentimeter tiefer zugebissen hätte.

Am anderen Morgen ließ sich das Gebiss meines nächtlichen Kontrahenten deutlich im Schlafzeltgewebe erkennen (nur zum Größenvergleich und weil nichts anderes zur Hand war und nicht etwa wegen des dramatischen Effekts habe ich ein blutiges Papiertaschentuch daneben gehalten) und das Außenzelt war noch erkennbar hochgedrückt. Das Biest hatte wohl bei seiner Futtersuche Rückzugsschwierigkeiten als ich mein furchterregendes Haupt erhob und biss aus lauter Verzweiflung zu bevor es mein Herumgefuchtel dann doch zum Rückzug bewog (oder waren es die Flüche?) .


Später am Morgen berichtet man uns beim überstürzten Auschecken an der Rezeption, dass die Füchse (drei sind dieses Jahr schon erlegt worden) von den Touristen gezielt angefüttert und vermeintlich 'gezähmt' werden, dass in der Region keine Tollwut herrsche und dass das alles der Belegschaft wirklich sehr leid tue. Das Geld für diese entsetzliche Nacht knöpften sie uns trotzdem ab und wir ramschten unser perforiertes Zelt zusammen und machten uns auf den Heimweg.

Eben komme ich nun von einem reizenden sonnendurchfluteten Pfingstsonntag in den klimatisierten fensterlosen Betonkatakomben der Tübinger Universitätsklinik zurück - man hat mir (um auf Nummer Sicher zu gehen) vier intramuskulär gesetzte Spritzen verpasst (war gar nicht so leicht den Tollwutimpfstoff aufzutreiben) und am Mittwoch und drei weiteren Tagen in den kommenden vier Wochen soll sich diese Prozedur noch wiederholen - es ist mit "Grippeähnlichen" Begleiterscheinungen zu rechnen. Alle Hoffnungen meines jüngsten Sohns, Ole, bezüglich therianthrophischer Effekte dieser Mensch/Tier-Begegnung z.B. in Zusammenhang mit Mondzyklen müssen nun wohl begraben werden. Mir war es letztendlich lieber diesen Behandlungsmarathon über mich ergehen zu lassen weil mir glaubhaft versichert wurde, dass Tollwut bei Mensch und Tier doch unweigerlich zum vorzeitigen Ableben führt.

Die Wildnis und das Abenteuer liegen vor der Tür. Jeder kann sie finden - ich empfehle gegenwärtig Bodenseeurlaube in der Schweiz.

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