Montag, 8. September 2008

356. Zwei mal Drei

Wie geplant haben wir uns angesichts des vielversprechenden Pegels Sonntag morgen um 10:00 nach ausgiebigem Frühstück zu fünft am Bootshaus getroffen und sind die paar Kilometer nach Ernstmühl mit einem Auto mit Anhänger gefahren. Der Anhänger war mit Claudius' Damenfahrrad, zwei Kajaks, einem C1 (Claudius hat den Finkenmeister von Frank aus dem Wildwasserforum geliehen bekommen) und Rainers Holmes beladen. Auf dem Auto hatte ich meinen Phantom.

In Ernstmühl luden wir aus und Claudius beförderte das Auto nebst Hänger nach Bad Liebenzell, von wo aus er die 2,9 km in Rekordzeit im Neoprenanzug zurückradelte. Wir anderen paddelten uns schon mal unterhalb des Ernstmühler Wehrs warm.
Dann gings bergab und jede auch noch so kleine Welle wurde besurft. Erstaunlicherweise sorgte das vermehrte Wasser nicht gerade für einen spritzigeren Charakter des Flusses sondern bügelte bedauerlicherweise viele spannende Stellen eher glatt. Dafür hielten sich die Grundkontakte (mit Boot oder Paddel) in Grenzen, so dass diesmal keine Verluste zu beklagen waren.
Für diese erste Befahrung der ca. 3km langen Strecke benötigten wir ca. zweieinhalb Stunden.
An den Schwällen bei Bad Liebenzell wurde eifrig herumprobiert, Rainer durchfuhr einen stehend, was erwartungsgemäß mit einer Kenterung endete, Steffen wagte sich verwegen selbst in heftigstes Wellengewirr und nahm dabei die eine oder andere Kenterung in Kauf. Claudius, der seine Spritzdecke zuhause gelassen hatte, tastete sich an das Potential des geschlossenen Canadiers heran. Selbst gelang es mir aufrecht im Boot sitzen zu bleiben – Wellensurfen ist mir immer noch nicht so geheuer aber ich nutzte die schnell fließenden Abschnitte zum Üben von Jet-Ferries und Wellen-Abreiten.

Schließlich beluden wir den Hänger und das Auto in Bad Liebenzell und fuhren wieder zur Einsatzstelle in Ernstmühl wo wir ein verspätetes Mittagspäuschen auf der Wiese machten. Anschließend versorgte Claudius erneut Auto und Hänger und als er mit seinem Damenfahrrad zurückkam machten wir uns - vorbei an einer frisch errichtete Sandburg - zur Zweitbefahrung bei etwas niedrigerem Wasserstand auf.

Die Schwälle hatten nun mit nur geringfügig weniger Wasser zum Teil einen ganz anderen Charakter. An einer Stelle, die ich am Vormittag noch ziemlich uninteressant fand, hatte sich nun eine richtig steile Welle gebildet, in der mein kleiner Phantom sich so richtig fest einpassen ließ (ohne Wasser über zu nehmen, wie Rainers Holmes oder der Finkenmeister ohne Spritzdecke). Mein Boot ist ja für dieses Surfen prädestiniert aber ich habe immer Schwierigkeiten von unten in die Welle zu kommen weil das Boot nur langsam zu beschleunigen ist. Für die Alternative, sich rückwärts fahrend von oben heranzutasten, fehlt mit noch die Kompetenz und vielfach auch der Mut. Und wenn ich dann in der Welle sitze kommt mir das ganze wie eine eher müssige Gleichgewichtsübung vor, die zudem etwas angstbesetzt ist weil ich nicht recht kontrollieren kann, wie ich schließlich aus der Welle wieder heraus komme. Meist wird man ja problemlos über die Kuppe hinaus gespült, manchmal muss man sich aber auch über die Seite hinaustasten und gelegentlich gerät man genau dann, wenn das Boot quer zur Strömung steht, an Steinhindernisse im unteren Bereich der Stromschnelle. Umso lieber übe ich Jet-Ferries hinter der Welle weil ich das Gefühl der plötzlichen Beschleunigung im Hauptstrom und dieses strömungsangepasste Aufkanten und Einschwingen ins dahinter liegende Kehrwasser liebe – das vermittelt mir viel mehr Befriedigung und den Eindruck mit der Wasserkraft umgehen zu können als dieses Auf-der-Stelle-surfen-und-den-Fluss-um-mich-herum-ausblenden. Beides ließ sich an diesem Tag trefflich üben auch wenn mir wieder mal das Gedrängel an den Spielstellen auf die Nerven ging. Ich wage mich da nicht so recht rein, wenn ich befürchten muss, dass ein benachbartes Boot mich in so einer kippeligen Situation bedrängt. Stattdessen warte ich dann brav am Rand, mache Fotos und übe mich in Geduld.

Für diese zweite Befahrung benötigten wir etwas weniger Zeit als für die erste. Trotzdem waren wir erst gegen 19:00 Uhr wieder in Tübingen. So kann man mit zwei mal drei Kilometer doch fast einen ganzen Tag füllen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen