Freitag, 20. August 2010

Abschied

Liesl und Claudius ziehen weg von Tübingen. Das empfinde ich als herben Verlust. Zunächst weil ich mit den beiden viele wunderschöne Paddelausflüge gemacht habe, die ich allein wohl kaum unternommen hätte. Ich denke da an manche Winterfahrt auf der großen Lauter die Wutach, die Schmeie oder die eine oder andere Donaufahrt, Fahrten auf der großen Enz, der unteren Enz, der Eyach oder auch auf der Nagold.

Fast immer ging die Initiative von Claudius aus, der diese ganzen Flüsse so kennt als wäre er wöchentlich einmal darauf unterwegs. Er führt akribisch Buch über fahrbare Wasserstände und hat ein phänomenales Orts- und Ortsnamengedächtnis. Wir haben bei unseren Aktionen keine Rücksicht auf Wind und Wetter genommen sondern uns an den Wasserständen und Befahrungsregeln orientiert weshalb viele dieser Touren im Winter stattgefunden haben.
Von Claudius habe ich gelernt, dass es sich lohnt jeden Bachabschnitt zu paddeln und dabei stets gründlich zu scouten also nie zu bequem zu sein, immer wieder auszusteigen und nachzuschauen, was vor einem liegt. Auch von ihm gelernt habe ich, dass Paddelstil und -technik völlig unerheblich sind solange man Spaß an der Sache hat und zurecht kommt.
Liesl widerum hatte - als wir uns kennen lernten - erst unlängst mit dem Paddeln begonnen, wahnsinnig schnell vieles gelernt und ist völlig undogmatisch in der Wahl ihrer Bootsgattung. Tendenziell fühlt sie sich im Kajak sicherer, ist aber ebenfalls neugierig in Bezug auf Stechpaddeln und probiert alles aus. Ihr Beispiel hat mich darin bestärkt einfach mal das Kajakpaddeln auszuprobieren und meine Phobie gegenüber diesen kleinen geschlossenen Böötchen zu überwinden.

Ich werde Claudius' und Liesls Unternehmungslust, die Detailkenntnis und diese entspannte Grundhaltung sehr vermissen weil ich weiß, dass ich diesbezüglich immer noch viel zu 'unentspannt' bin.

Bei unserem heutigen Abschiedstraining wollte Claudius es mal mit dem Staken probieren und das ist ihm von Anfang an erstaunlich gut gelungen. Auch Liesl hat es dann mit der Polingstange versucht. Wir waren eine ganze Weile auf dem Neckar unterwegs, dessen Niedrigwasser gerade auch zu wenig anderem als Poling gut ist, und haben eifrig Boote getauscht (Deshalb gibts auch lauter Bilder von meinem grünen Prospector - der mit dem anheimelnden Namen!). Dann haben wir noch ein Weilchen am Feuer gesessen und geplaudert. Das werden wir jetzt so schnell nicht wieder tun können aber ich bin sicher, dass wir auch trotz der Distanz künftig noch das eine oder andere Mal miteinander paddeln werden. Darauf freue ich mich jetzt schon.