Freitag, 4. Juli 2014

Trübsal und Selbstrefenz

Ein besorgter Zeitgenosse teilt mir dieser Tage mit, dass ich zunehmend "übellauniger" in meinem Blog berichte. Der Neckar sei "auch vor Monaten im Sommer voller anderer Menschen" gewesen und ich habe mich "[...] darüber ab und an unwillig ausgelassen," schreibt er.

Mal von der Tatsache abgesehen, dass vor Monaten kein Sommer war möchte ich mal festhalten, dass ich gerne bereit bin auch in einigen Jahren wahrzunehmen, dass dieser Frühsommer in Bezug auf Paddelunternehmungen aus unterschiedlichen Gründen eine Durststrecke war. Denn dieses Paddeltagebuch schreibe ich in erster Linie als Erinnerungsstütze für mich.

Weiter schreibt er: "Jetzt nimmt es derart überhand, daß das Lesen deines Blogs mir zumindest keine Freude mehr bereitet."

Ich nehme das bedauernd zur Kenntnis, kanns und wills aber nicht ändern. Vielleicht kommen ja auch mal wieder bessere Zeiten. Dieses Paddeltagebuch ist kein Wunschprogramm für die geschätzten Leser. Es ist nett, dass es sie gibt und dass ich gelegentliche Rückmeldungen von ihnen bekomme, aber die Leser dieses Logbuchs und ihre Bedürfnisse stehen nicht im Mittelpunkt der Betrachtungen.

Wer deshalb meine "aktuelle Außendarstellung" bemängelt, macht sich nicht recht klar wofür so ein Logbuch eigentlich da ist. Es ist nämlich so, dass ich wahrscheinlich mein aufmerksamster Leser bin. Ich ertappe mich häufig dabei, dass ich alte Beiträge durchlese (und alte Rechtschreibfehler korrigiere) oder auch nur die Bilder anschaue, die Erinnerungen wach rufen. Bei der Lektüre erkenne ich dass ich im Lauf der Jahre dazu gelernt habe, dass es Rückschläge und Fortschritte gab. Um die Möglichkeit dazu zu haben führe ich dieses Paddeltagebuch. Jedenfalls will ich diesen Paddelblog so verstehen und wer dem nicht beipflichtet hat die Möglichkeit weg zu klicken.

In zweiter Linie mag dieses Paddeltagebuch meinen Mitpaddlern und Paddelfreunden als Erinnerungsstütze dienen und dem einen oder anderen auch als Nachschlagemöglichkeit bezüglich Pegeln und/oder Ein- und Aussatzstellen, Flussabschnitten, Schüsselstellen und dergleichen mehr.

Dass in dieser Form des "öffentlichen" Paddeltagebuchs auch andere mitlesen, dabei den Kopf schütteln oder Erkenntnisse daraus gewinnen muss mir als Autor beim Schreiben natürlich bewusst sein. Die habe ich als Autor natürlich auch stets im Blick und übe mich deshalb in Selbstdisziplin. Zum Beispiel bemühe ich mich nichts Kompromitierendes (über Paddelfreunde oder mich) zu schreiben und vermeide es den Einfluss von Verdauungsstörungen oder Krampfadern auf die Ausübung dieses Sports in zu starkem Umfang zu thematisieren.

Ein öffentlicher Paddelblog ist notwendigerweise eine Mischung aus "Selbstentblößung" und "Selbstinszenierung". Beide Elemente sollen nicht überhand nehmen. Bei so einer Gratwanderung empfiehlt es sich, sich in der Mitte des Weges zu bewegen, damit man nicht abstürzt. Von einem Absturz bin ich hoffentlich noch weit entfernt auch wenn ich mal etwas in Schräglage gerate und einen neugierigen Blick über die Abbruchkante werfe.

Wem derartige Randerscheinungen zu spannungsgeladen und anstrengend sind sollte sich disziplinieren und künftig ausschließlich frohsinnigere Internetseiten anklicken. Und hey, so trübselig sind meine letzten Einträge doch gar nicht? Da geht es um Bootsreparaturen, die ja stets in der Absicht erfolgen mit diesen Booten auch mal wieder Spaß zu haben. Da geht es um Neckarinselrunden weil eben kein aufregenderes Gewässer zur Verfügung steht (und dass ich - wie jeder durchschnittlich mürrische Canadierpaddler - den Fluss gerne für mich allein hätte, ist doch nichts Ungewöhnliches) und es geht vielleicht auch mal wieder um aufregende Ausfahrten auf wilde oder wenigstens selten besuchte Gewässer, die auch mal Anderes bieten als altbekannte Betrachtungen über vertraute Ufer und Begegnungen mit dem touristischen Treiben dieser netten kleinen Universitätsstadt, in der ich lebe.

Es wäre ja noch schöner wenn ich mich für meine schlechte Laune entschuldigen müsste. Davon wird man nämlich erst "übellaunig". So mies ist das Leben schließlich gar nicht. Die Sonne scheint, der Sommer hat gerade erst angefangen und irgendwann führen die Flüsse auch mal wieder etwas mehr Wasser.

2 Kommentare:

  1. Hi Axel, ich finde nicht, dass du übellaunig schreibst! Ich lese deine Beiträge regelmäßig und mit Interesse. Und es geht halt mal so und dann so. Ich denke den meisten Lesern geht es da ähnlich. Irgendwann kommt dann auch der große Regen und wir haben den Neckar dann für ein paar Tage für uns alleine. Apropos "großer Regen", den habe ich auch immer noch auf dem Zettel.

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  2. Hallo Axel, jeder nimmt seine (Paddel)-Umgebung unterschiedlich war, und das ist ja auch das interessante an einem blog, auch wenn Dein blog nur Tagebuch sein will. Ich jedenfalls werde durch das Lesen nicht betrüblich, sondern lasse mich über neue Beiträge sogar per rss sofort informieren, damit ich meine Lesesucht unverzüglich stillen kann.

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